Die Auseinandersetzung mit den eigenen Glaubenssätzen stellt aus meiner Sicht ein wesentliches Puzzleteilchen auf dem Weg zu sich selbst dar.
Glaubenssätze sind (meist unbewusste) Überzeugungen über sich selbst und die Welt. Sie entstehen oft schon während der Kindheit aufgrund wiederholter Beobachtungen oder Erfahrungen.
Als unser Sohn knapp drei Jahre alt war, habe ich ihn beobachtet, wie er auf dem Spielplatz eine für ihn schwierige Leiter hochgeklettert ist und dabei immer wieder halblaut haargenau meine Worte wiederholt hat, sogar in der gleichen Betonung, mit denen ich ihm ein paar Tage zuvor in einer ähnlichen Situation Mut machen wollte. Dieses Schlüsselerlebnis hat mir nochmals so deutlich vor Augen geführt, wie sehr wir unsere Kinder prägen und wie sehr wir von unseren Eltern geprägt wurden.
Wenn ich nun wiederholt beim Welt entdecken zu hören bekomme, dass es zu gefährlich sei, kann daraus der Glaubenssatz entstehen, dass man besser nichts Neues wagt und die Welt ein gefährlicher Ort sei. Wenn meine Eltern den Glaubenssatz haben, dass das Leben harte Arbeit ist, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch ich diesen Glaubenssatz übernehmen werde. Wenn ich als Kind vor allem für besondere Leistungen Aufmerksamkeit erhalte, bildet sich leicht der Glaubenssatz, dass der eigene Wert immer wieder durch besondere Leistungen bewiesen werden muss.
Da unser Leben bestimmten Gesetzen unterliegt – physikalischen Gesetzen, aber auch „spirituellen“ Gesetzmäßigkeiten – spiegeln sich unsere Glaubenssätze entsprechend dem Gesetz der Resonanz immer wieder im Außen. Der Glaubenssatz, dass das Leben harte Arbeit sei, zieht immer wieder Situationen in unser Leben, die uns genau das vermeintlich beweisen – wie hart das Leben ist. Wir können uns dann vergeblich Leichtigkeit und Fülle manifestieren, unser Glaubenssatz wird uns immer wieder (unbewusst) boykottieren und stattdessen Schwere und Härte anziehen. Solange, bis wir uns seiner bewusst werden und ihn ganz bewusst loslassen und durch einen positiven Satz ersetzen können.
Das Außen ist eine wunderbare Unterstützung darin, uns unsere Glaubenssätze bewusst zu machen: Wo hänge ich immer wieder fest? Was wiederholt sich immer wieder in meinem Leben, wie eine kaputte Schallplatte? Was wird mir gespiegelt? Fühle ich mich zum Beispiel getrieben, wie in einem Hamsterrad und erlaube mir keine Ruhezeit zum Nichtstun? Oder werde ich vielleicht immer wieder betrogen oder verlassen? Wenn wir uns Zeit nehmen und wirklich in uns hineinspüren, können wir unsere Glaubenssätze normalerweise ins Bewusstsein holen. Haben wir sie gefunden, spüren wir es – oft durch ein kurzes Innehalten und Erschrecken und eine reinigende Welle Traurigkeit. Jetzt gilt es, die aufsteigenden Gefühle nochmals anzunehmen bis sie sich meist nach wenigen Minuten leichter anfühlen und sich auflösen. Dann kann der Glaubenssatz, den wir ja auch selbst kreiert haben, ganz bewusst von uns losgelassen werden. Ich mache das gerne im Rahmen eines kleinen Rituals: Den Satz (oder vielleicht auch mehrerer, die zu einem Thema gehören) auf einen Zettel schreiben, bewusst verabschieden, durchstreichen und dann am liebsten verbrennen. Sind noch Widerstände im Spiel den Glaubenssatz, der uns jahrzehntelang begleitet hat, wirklich loszulassen, spiegeln sich diese oft darin, dass der Zettel einfach nicht verbrennen will: er fällt aus dem Feuer, das Feuer geht aus, er fängt nicht an zu brennen, … Ist der Zettel schließlich verbrannt und der alte Glaubenssatz aufgelöst, finde ich es schön, diese „Lücke“ mit einem neuen positiven Satz zu füllen, der ganz individuell erspürt werden kann. „Ich bin wertvoll, einfach weil ich bin.“ „Ich kann mir und dem Leben vertrauen.“ „Das Leben ist voller Freude und Leichtigkeit.“ Oder was auch immer sich positiv und stimmig anfühlt. Auch dieser Satz kann aufgeschrieben und sich immer wieder in Erinnerung gerufen werden. Vielleicht fühlt es sich auch gut an, ihn ein paar Tage in der Hosentasche mitzutragen, bis er sich langsam setzt, den Platz des alten Glaubenssatzes eingenommen hat und uns darin unterstützt – gemäß dem Gesetz der Resonanz – positive und freudvolle Erfahrungen in unser Leben zu ziehen.